Auf Einladung des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes hatten die Mitglieder der Fraktion und einige sachkundige Bürger der Freien Wähler die Gelegenheit, sich vor Ort über die Leistungsfähigkeit, aber auch über die Sorgen der heimischen Landwirte in Oelde zu informieren.
Eins vorweg: ein Besuch, der sich lohnte!
Der Besuch begann mit einem interessanten Hofrundgang auf dem Hof Hubertus Winter in Stromberg. Der Hof hat sich auf die Milchwirtschaft spezialisiert. Die etwa 200 Milchkühe stehen ausschließlich in hellen und offenen Ställen. Ohne automatisierte Melkanlagen unseres heimischen Herstellers GEA Westfalia wäre die Bewirtschaftung eines solchen Hofes mit einer kleinen Mannschaft (Familienangehörige und ein angestellter Mitarbeiter) kaum mehr möglich.
Nach dem Rundgang fand in einer großen gemütlichen Runde in der Küche bei Schnittchen und Getränken ein offener, freundlicher Meinungsaustausch statt.
Themen waren u.a. die gescheiterte Gründung eines Wirtschaftswegeverbandes in Oelde. Gemeinsam war man der Meinung, dass man aus den Gründungsarbeiten zwar einiges lernen konnte, aber angesichts des Verhältnisses zwischen Aufwand beim Betrieb eines solchen Verbandes und den damit verbundenen Erträgen ein solcher Verband nicht zu rechtfertigen ist. Der Wirtschaftswegeverband sollte einfach in der Schublade bleiben, in der er sprichwörtlich zurzeit liegt.
Ein großes Thema ist für die Landwirte der immense Flächenverbrauch durch Gewerbe und Siedlungen. Dabei ist nicht einmal der unmittelbare Verbrauch der Fläche das Hauptproblem, sondern die damit verbundenen Ausgleichsmaßnahmen, die nochmals ein Vielfaches an Fläche benötigen. Hier haben die Fraktionsmitglieder zugesagt, in Zukunft stärker die Effizienz der Ausgleichsmaßnahmen zu thematisieren. Auch Ausgleichsmaßnahmen sollen detaillierter vorgestellt und vom Planungsausschuss bewertet werden. Ziel soll es sein, kleinere Flächen, die ohnehin schlecht zu bewirtschaften sind, z.B. an Bachläufen, intensiver zu renaturieren anstatt größere Flächen mit einer einfachen Aufwertung der Landwirtschaft zu entziehen.
Gut aufgestellt sind die Landwirte bei Fragen von Alter und Pflege. Die Organisation als Familienbetrieb kommt ihr dabei entgegen. Ältere Menschen leben und arbeiten auf dem Hof in reduziertem Umfang selbstverständlich weiter, auch wenn sie das Hauptgeschäft und die Arbeit auf ihre Kinder übertragen haben. Falls es zu Pflegebedarfen kommt, wird dies meistens familienintern geregelt. Und ansonsten gibt es auch, analog zu anderen Pflegeeinrichtungen, den BHD. Als klassischer Betriebshilfsdienst ist der BHD aus einer Selbsthilfeinitiative der Landwirtschaft entstanden. Landwirte und Familien nutzen die Fachkräfte des BHD, die in den landwirtschaftlichen Betrieben bei Ausfall des Betriebsleiters, z.B. durch Unfall oder Krankheit, oder der haushaltsführenden Person vorübergehend den Betrieb oder Haushalt weiterführen.
Jederzeit zu spüren war bei den Menschen in der Landwirtschaft die Freude am ausgeübten Beruf. Die Selbständigkeit, die Arbeit in der Natur, die Arbeit nahe der eigenen Familie sind Vorteile, die diese Menschen nicht missen möchten. Nachwuchsprobleme hat die hiesige Landwirtschaft nicht.
Die Freien Wähler möchten sich an dieser Stelle nochmal ausdrücklich für die Gastfreundschaft des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes und besonders der Familie Winter bedanken.
Wir haben viel gelernt! (Juni 2019)